Recycling kann ja Verschiedenes bedeuten: das Wiederverwerten von gebrauchtem Material, oder das korrekte Auseinandernehmen und die umweltgerechte Entsorgung. Oder man gestaltet aus Abfallmaterialien etwas ganz Neues mit einem eigenen Wert. So hat es Jean Tinguely (1925-1991) getan, der Künstler, dessen bewegliche Brunnen und scheppernde Skulpturen auf der ganzen Welt bekannt sind.
Jean Tinguely verbrachte einen Teil seiner Kindheit und den Anfang seiner Künstlerkarriere in Basel. Hier begann er bei Globus eine Lehre als Dekorateur. Dort fiel er aber in Ungnade, weil er «Dekorationsmaterial fahrlässig oder sogar absichtlich» beschädigte, wie der Personalchef in einem Brief an Tinguelys Vater schrieb. Schon damals also verwendete der junge Jean Materialien anders als erwartet.
Vom Schrottplatz ins Museum
Später zog Tinguely nach Paris, wo er in den 1960er Jahren seine bekanntesten Werke schuf. Es sind Maschinen aus Altmetall und Abfall. Seine Werkstoffe fand er in Trödelläden und auf Schrottplätzen. Die grossen Maschinen röcheln, rattern, dampfen, donnern, klimpern – und manchmal zerstören sie sich auch selbst. Damit wehrte sich Jean Tinguely dagegen, Kunst einzuengen und in Museen zu konservieren.
Heute sind wir glücklich, dass nicht alle Kunstwerke von Jean Tinguely vergänglich waren! Dass wir am Tinguelybrunnen auf dem Basler Theaterplatz sitzen können. Oder im Museum Tinguely die Maschinen laufen lassen und uns von ihrer Poesie verzaubern lassen können.